27. März 2018 Ostergruß von Msgr. Dr. Alexander Hoffmann
Österliche Spurensuche
Als Kinder durften wir uns am Ostermorgen auf die Suche nach „Osternestern“ machen. Mutter stand früh auf und versteckte kleine Körbchen – meistens waren es einfachere Teller – mit allerlei leckeren Gebäcken und bunten Eiern sorgfältig überall im Haus und im Stall verteilt. Wir hatten unsere Freude beim Suchen und noch mehr beim Frühstück am Ostermorgen.
Das waren Traditionen, die mit dem Osterfest unzertrennlich verbunden waren und Kindern und Erwachsenen halfen, in das Fest „hineinzukommen“. Die passenden Symbole, in diesem Fall die bunten Eier und das grüne Weizengras sollten uns nach dem kalten Winter an das Wunder des aufkeimenden Lebens erinnern und irgendwie ein Bild für Auferstehung und des ewiges Leben sein.
Wenn wir uns in der Bibel auf die Spurensuche machen würden, um österliche Zeichen zu entdecken, so würden wir diese auf Schritt und Tritt finden. So sind für mich bereits Sätze wie „Dein Angesicht Herr will ich suchen“, oder „Zeig mir Herr dein Angesicht“, „Verbirg dein Gesicht nicht von mir“ Ausdruck einer Sehnsucht nach einem Leben bei und mit Gott, für ein Leben, das keinen Tod kennt.
Gleiches gilt für die Symbole der Osternacht, wenn wir vor den Kirchen versammelt ein Feuer anzünden, das auflodert und Funken in den Himmel sprüht. In der Stille. Die Dunkelheit schwindet für einen kurzen Augenblick. Die Osterkerze wird vom Feuer angezündet und in die Stille hinein ertönt der Ruf: „Christus das Licht“: einmal, ein zweites Mal, dann nochmal. Danach wird das Licht von der Osterkerze verteilt an alle, die gekommen sind, um in der Kirche betend und auf die Lesungen der Bibel hörend zu warten bis der Tag anbricht, der Ostermorgen kommt.
Die Bitte des alttestamentlichen Gläubigen „Herr, zeig mir dein Angesicht, dann ist mir geholfen“ und der Christ mit der Kerze in der Hand – beide bringen ihre Sehnsucht, die Erwartung zum Ausdruck, dass sie in Gott und bei Gott leben dürfen, schon jetzt hier in gläubiger Erwartung und später vollendet in der Nähe des Herrn.
Auch der Alltag hält viele Momente bereit, in denen wir die Sehnsucht nach MEHR Leben in uns verspüren. Oft sind das sehr kostbare und intime Erfahrungen, in denen uns Gott gestreift und angerührt hat, uns seine Nähe gezeigt hat. Ob wir so mutig werden könnten, dem Ausdruck zu geben, mit einem niedergeschriebenen oder ausgesprochenen Satz wie der Beter des Alten Testaments oder mit einer brennenden Osterkerze in der Hand die Osternacht feiernd?
Liebe Landsleute! Wir wissen eigentlich alle, dass alles Wichtige und Große Gnade ist, wir wissen aber auch um den Satz: „bittet und werdet empfangen“. Wir sind in der Osternacht eingeladen, alle Lethargie, alle Hoffnungslosigkeit, allen Zweifel zurückzulassen und als Zeichen unserer kleinen Kraft und unserer großen Hoffnung eine Kerze anzuzünden, damit das Licht der Auferstehung in unseren Herzen Spuren hinterlässt, Spuren fröhlicher Zuversicht, und wir mit allen anderen in der Osternacht rufen können: „Auferstanden ist der Herr, Halleluja!“
Ich wünsche Ihnen allen ein frohes und gnadenreiches Osterfest!
In der Karwoche und an den Festtagen von Ostern
im Gebet mit Ihnen verbunden,
Ihr
Msgr. Dr. Alexander Hoffmann
Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Katholiken aus der GUS